DANIEL LIVE START
   

(Forts.) Eggenfelden-Passau-Mix - 11. und 12. April 2003

   
 

2. Teil

Und dann kommt’s. Ein Filmausschnitt, ein nächtlicher Dialog – Dennis Hopper und die Freiheit. Die Oldies juchzen, sie haben Easy Rider noch gesehen ... Wechselnde Bilder, Daniels strahlendes Gesicht, Daniel als Rocker, und schließlich – Daniel auf der Bühne, hinter seinem Vater auf der Maschine. Dann legt er los ...Erotik pur, Daniel losgelassen, so ist er also, wenn ... ? Die Halle tobt, wir lieben seine Luftgitarre, sogar die Brille haut’s obi und man sieht sein „nacktes“ Gesicht - schön!
Ausgelassen geht es weiter auf der Parkbank, zu dem Schmachtfetzen ‚I swear’ von All4one räkelt sich lasziv ein Mädchen mit eindeutigen Absichten, der er sich anscheinend nur mit Mühe entziehen kann und will ... bis ihr ein junger Mann Konkurrenz macht. Auf den Bildschirmen kann man erkennen, dass es sich tatsächlich um ein Mädchen handelt, aber es geht ihm um die Aussage und es passt, er ist schließlich noch ein halbes Kind – oder? Anschließend das Statement zum Auftritt – „warum nur die halbe Welt lieben, wenn man die ganze lieben kann?“ In Passau bringt er bei dem Spruch irgendwas durcheinander und lacht sich schlapp, so lieben wir ihn ...
Daniels Draht zum Publikum ist ein Phänomen. Mit ‚Stand by me’ bringt er Menschen zum Mitgehen (und Mitsingen), denen allein die Vorstellung im wirklichen Leben Schweißperlen auf die Stirn treiben würde. Die Teenies neben mir krallen sich aufgeregt in meinem Ärmel fest, ob Mittdreißiger oder 13-jährige, alle erleben 2 Stunden pures Glück.
Nicht zuletzt beim grande finale: mit ‚99 Luftballons’ rockt er tierisch und endgültig ab und versaut spätestens jetzt die Stimmbänder der letzten Bastion hartnäckiger Nicht-Kreischer ...
Mit schwarz-weißer Streifenhose, die seine körperlichen Vorzüge entschieden zur Geltung bringt und rotem T-Shirt mit Nena-Aufdruck lässt er es noch mal richtig krachen, läuft durch die Kiddie-Zone, das muss sein. Trotz der bisweilen recht eigenwilligen Textvarianten kommt die Aussage deutlich an, alle singen den Schluss inbrünstig mit und in Passau regnet es tatsächlich Luftballons, die Kids sind begeistert und schwenken, was das Zeug hält, wir haben leider keine abgekriegt ...
Und dann war Schluss – oder fast jedenfalls. Ohne Zugabe ging gar nix und so fegt Daniel noch einmal mit ‚You drive me crazy’ über die Bühne – sichtlich und hörbar atemlos, aber zweifellos glücklich, was wollen wir mehr? Nun, nur eine Kleinigkeit, und die hatte er für sich und uns bis zum Schluss aufgehoben – Daniel S. Küblböck mit seiner Interpretation von ‚My Way’. Wie in der Mottoshow im traditionellen dunklen Anzug begeistert er restlos. Und als er sich hinkniet mit den Worten „Und wenn Du ganz am Boden bist, dann steh wieder auf ...!“, begreift so mancher, dass hier ein 17-jähriger tatsächlich einen einzigartigen Weg geht, und viele wollen ihn ein Stück begleiten ....

Dazu auch ein Wort zur Veranstaltung und Organisation, einem interessanten Thema. Vorab - die Konzerte waren von Daniel als Dankeschön an die Fans der Region gedacht und in diesem Kontext goldrichtig. Über Daniel selbst und seine Performance habe ich mich bereits eindeutig ausgelassen, die steht hier nicht zur Debatte.
Ich kann gut nachvollziehen, was Werner Forster von cofo meint, wenn er sagt, Daniel sei für ihn ein vom Himmel direkt auf (seine) Bühne gefallener Engel ... Aber sollte Daniel tatsächlich jene Deutschland-Tour machen, von der gemunkelt wird, wünsche ich ihm mehr Professionalität und eine bessere Organisation. Es gibt Dinge, die kann RTL ganz gut ...
Die Show war in der Kürze der Zeit nicht schlecht aufgezogen, aber ein Teil der „Kultigkeit“ resultierte aus dem schrägen Ambiente, böse SAT 1-Zungen nannten es bissig provinziellen Tingel-Tangel. Bevor der kollektive Aufschrei mich für immer schweigen lässt, nur so viel – der Sound ließ definitiv zu wünschen übrig und eine Vorgruppe hätte gereicht. In Passau kam es vor der Halle zu für die Kinder durchaus kritischen tumultartigen Szenen auf Grund der völligen Unfähigkeit der Verantwortlichen, Ordnung ins Chaos zu bringen – „und jetzt macht Ihr Zweierreihen, Ihr wollt schließlich da rein und dann lassen wir Euch halt nicht ...“ Unsäglich. Die Unfreundlichkeit der Ordner nach der Show war auch nicht wirklich prickelnd, dafür mussten Kids und Grufties für ein DK-Superman-T-Shirt schlappe 20 Euren auf den Tapetentisch legen, irgendwo soll das Geld ja hin.
Egal. Daniel K. does it his way – und mit Sicherheit hat er in Zukunft auch das Gespür für die richtigen Weggefährten.

Aftershow für die Crew

Das war’s in Eggenfelden – für Daniel, aber nicht für uns. Der Abend war noch jung und wir fühlten uns auch so; als hinreichend kultig empfahl sich der Besuch der jedem Fan bekannten Diskothek Mausefalle, mit Big Mac und Grande Capuccino für die Kondition im Vorlauf, danielmäßig halt. Der Mac war stilvoll bevölkert von exotischen Kreaturen in Trainingsanzügen, die uns schöne, gestylte und wohlriechende Kulturmenschen offenbar als ebensolche Exoten empfanden, kryptische Wortfetzen drangen an unser Ohr ... der Daniel ... spinnerte ...umpflgrumpf ... Nun ja.
Die Mausefalle, in unserem kollektiven Fangedächtnis nicht zuletzt wegen des unglückseligen Ich-bin-ein-betrunkener-Fan-Interviews nach Daniels Ausscheiden tragikumflort, entpuppte sich als typisches Etablissement seiner Art und bot ausreichend Handlungsspielraum für Eggenfelden und die angereiste und relativ heterogene Fan-Population. Nur soviel sei gesagt – es gab kein Freibier, Daniel war nicht dort und die Musik war, nun ja, eggenfeldisch halt. Aber kultig war es nichtsdestotrotz – Fans, die sich bereits in den nördlicheren Gefilden Deutschlands kennen- und liebengelernt hatten, trafen gerührt aufeinander, Gerüchte schwirrten durch die rauchigen Hallen (doch, ich hab seine Mutter gesehen, ehrlich ...) und bemerkenswerte Dialoge zwischen Einheimischen und Zugereisten entspannen sich: „Seids ihr jetzt wega dem Daniel extra aus Düsseldorf kemma? Wega dem Würschtl ...?“ Bevor die nordische Fanseele kochen konnte, nahte Aufklärung durch einen bayrischen Fan – die Bemerkung war (zumindest in diesem Fall) durchaus wohlwollend gemeint ...
Das Gerücht mit der Mutter erwies sich als wahr, und als zwei 747ner beseligt grinsend mit wirklich in echt von Daniel K. unterschriebenen Autogrammkarten ankamen, zu denen sie gekommen waren wie die Jungfrau zum Kind, gab es kein Halten mehr. Selbst normalerweise kompromisslos Linientreue gaben im letzten Moment den Widerstand auf ... - „Äh, kann ich auch eine haben ??? ...“ Ein gelungener Abend, der in der legendären Suite einen würdigen Ausklang mit Chianti und aus München importiertem leichtem Weißbier aus dem traditionellen Zahnputzbecher nahm. Es wurde Denkwürdiges erörtert ...

Beispielsweise die Frage, welche der Autogrammkarten als Gesamtkunstwerk am meisten zu würdigen war ( „..aber do geht des Hakerl so am Bauchnabel vorbei ...oh ..“), ob und was wir schon von ihm geträumt hatten, wobei natürlich keiner die Wahrheit sagte und natürlich die grundsätzliche Frage, ob wir alle einen an der Waffel haben, was begeistert bejaht wurde ... also ganz wie im richtigen Leben. Als dann die 2 tanzwütigen Nachzügler mcanderle und new_guest auftauchten und von den „Brüdern“ und ihrem Gefolge berichteten, die zu unserer Erbauung auch am nächsten Morgen unter der frühstückenden Jungschar noch für angeregten Gesprächsstoff sorgten, wurde es, wenn überhaupt möglich, noch kultiger – der Glanz unseres Süßen fiel eben auch auf seine zahlreichen Familienmitglieder und sorgte dadurch für Irrungen und Wirrungen in der Mausefalle, da flogen wohl die Fetzen ... ;-))
Es war 4, als wir uns zurückzogen, die senile Bettflucht trieb jedoch einige von uns, sprich Lingling und mich, wieder früh aus dem Bett und in den Frühstücksraum, wo sich die versammelten Fan-Gruppierungen neugierig beäugten und die Ereignisse des Vorabends und der Nacht Marmeladensemmel kauend angeregt erörterten.
Gut, dass wir eindeutig keine Fans waren und uns ungestört dem Thema unseres Kongresses widmen konnten, der am Nachmittag in Eggenfelden stattfinden sollte und zu dem Besuch desselben wir ja angereist waren,– „Gefahren der Thorakotomie bei Leberzirrhose mit Dialyseschaden“ – oder so ähnlich. Nachdem wir uns wie die Teenies gebührend weggeschmissen hatten und uns ebendiese am Nachbartisch schon misstrauisch musterten, besannen wir uns noch rechtzeitig und redeten endlich wieder über das bzw. den, der uns nach Niederbayern gelockt hatte ...wie es sich gehörte. Schon in der vergangenen Nacht hatte sich ein Dilemma abgezeichnet, das zumindest mich vor ein schier unlösbares Problem stellte, Hubbabubba hatte bereits alle Bedenken über Bord geworfen und beschlossen, sich auch Passau noch zu geben, und recht hatte sie! Nachdem ich telefonisch (fast) ohne einen Anflug schlechten Gewissens meine Nachkommenschaft umsortiert hatte, ging ein Teil der Crew noch auf Kult-Tour („...Daniel-Haus photographieren ...“), während new_guest und ich eine Partnerpackung mit 2 Wegwerfkameras für die Socken in Passau erwarben und uns dann zum mentalen Aufarbeiten im Eggenfeldener Zentrum in die Sonne setzten. Da blieben wir nicht lang allein, die Kult-Tour gestaltete sich eher kurz und wir widmeten uns, unterbrochen von entzückten Quiekern, der Lekture der PNP (jeder eine, versteht sich, fürs Alter ...), bevor wir in schweizerischen, bayerischen und österreichischen Autos nach Passau aufbrachen, die Crew ist eben international ... (Forts. hier)